Bewertung des Gewerbeflächenpotenzials
Gewerbeflächenpotenziale und Zuordnung nach Standorttypen
Auf Basis der Analyse der gewerblichen Flächennachfrage und des regionalen Gewerbeflächenangebots werden Gewerbeflächenpotenziale nach Standorttypen bewertet. Abschließend werden Aussagen zur statistischen Reichweite des bestehenden Gewerbeflächenangebots und exemplarisch Leitlinien für die zukünftige Gewerbeflächenpolitik aufgezeigt.
Die Bewertung des Gesamtflächenpotenzials orientiert sich an fünf Standorttypen, die sich im Wesentlichen im Hinblick auf die Standortkriterien Flächengröße, Emissionsmöglichkeiten bzw. Baurecht nach der BauNVO sowie Qualität der Verkehrsanbindung und Gebietsgestaltung unterscheiden (Tab. 4).
Für die Standorttypen ergeben sich die in Abb. 9 dargestellten, maximalen Gewerbeflächenpotenziale. Aufgrund der sich überlagernden Standortanforderungen ergeben sich bei vielen Potenzialen Mehrfachzuordnungen. Von daher handelt es sich um maximale Potenziale je Flächentyp, die nicht aufaddiert werden können. Die Kategorie „primäre Nutzung“ bildet dabei die von der jeweiligen Kommune bevorzugte Standorttypisierung ab, „alternative Nutzung“ enthält weitere mögliche Nutzungsgruppen.
- Industrie und Produktion (bis zu 611 ha): Flächenpotenziale von jeweils mindestens 15 ha befinden sich in Barsinghausen/Eckerde, Barsinghausen/Groß Munzel, Lehrte/Immensen, Hannover/Anderten, Hannover/Kronsberg Nord, Hannover-Misburg/Deurag-Nerag, Sehnde/Höver-Nord, Springe/Osttangente, Uetze/Dollbergen-Gasolingelände, Wedemark/Gailhof-Erweiterung Nord und Wunstorf/Trimodalstandort). Das Potenzial ist gegenüber dem Vorjahr mit einem Anstieg um 0,5 % nahezu unverändert geblieben (607 ha).
- Handwerk und Gewerbe (bis zu 343 ha): Das Flächenpotenzial umfasst viele, zum Teil auch sehr kleine Gebiete. Areale mit mindestens 10 ha liegen in Burgdorf/Nordwest (3. BA), Garbsen-West, Garbsen-Osterwald/nördlich Koppelknechtsdamm, Laatzen/Erweiterung Gleidingen, Neustadt/Leinstraße, Pattensen/Gewerbepark Süd, Uetze/Hänigsen-Kaliwerk und Wunstorf/Niedere Wanne (3. BA). Hier hat sich das Flächenangebot im Vergleich zum Vorjahr (360 ha) um 5 % leicht reduziert.
- Logistik (bis zu 186 ha): Als Logistikflächenpotenziale von mindestens 10 ha zu nennen sind Barsinghausen/Groß Munzel, Hannover/Anderten, Wedemark-Gailhof/nördlich L 310 und Wunstorf-Süd/Trimodalstandort. Das Logistikflächenpotenzial ist mit einem Anteil von 5 % leicht gestiegen (2023: 177 ha).
- Dienstleistungen (bis zu 79 ha): Diese Flächen besitzen eine gute ÖPNV-Anbindung und liegen fast ausschließlich in Hannover und den Mittelzentren, wobei es sich in stärkerem Maße als bei Handwerk- und Gewerbestandorten um sehr kleine Areale handelt. Standorte mit mindestens 3 ha Flächen-potenzial befinden sich in Burgdorf/Nordwest, Burgwedel/Kleinburgwedel, Garbsen/Im Fuchsfeld, Hannover/Lahe, Isernhagen/Kirchhorst-Trennemoor, Isernhagen/Altwarmbüchen-westlich BAB 7, Langenhagen/Krähenwinkel, Neustadt/Moorgärten, und Wedemark/Mellendorf. Das Flächenpotenzial hat sich leicht um 1 % erhöht (2023: 78 ha).
- Wissens- und technologieorientiertes Gewerbe (9,3 ha): Hier handelt es sich um sechs Standorte in Garbsen/Forschungscampus, Hannover-Bemerode/Brüsseler Straße, Hannover-Marienwerder/Wissenschaftspark Science Area 30X (drei Teilflächen) und Hannover-Kirchrode. Das Flächenpotenzial hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 19 % erhöht (2023: 7,8 ha).
Rechnerische Reichweite des Gewerbeflächenpotenzials als Frühwarnindikator
In den letzten zehn Jahren wurden insgesamt rund 381 ha Gewerbeflächen entwickelt und veräußert. Dabei entfielen etwa 38 % des Flächenumsatzes auf Logistik und Großhandel, 17 % auf unternehmensnahe Dienstleistungen sowie auf Industrie und Produktion, 8 % auf Handwerk und Gewerbe und etwa 4 % auf wissenschaftsnahe und technologieaffine Nutzungen. Diese Nutzungsgruppen umfassen zusammen etwa 85 % des Gesamtumsatzes.
Bei der Betrachtung des Gewerbeflächenumsatzes der jeweiligen Kommune im Jahr 2024 in Relation zum Durchschnittsumsatz seit 1992 zeigt sich, dass nur Springe einen Flächenumsatz über dem langjährigen Mittelwert verzeichnen konnte.
Mit 7,1 ha in der Landeshauptstadt und 3,9 ha in Springe verzeichnen diese beiden Kommunen den größten Flächenumsatz in absoluten Zahlen.
Für die Mobilisierung von F-Plan-Flächen oder Vorschauflächen ist eine durchschnittliche Zeitspanne von bis zu fünf Jahren bis zur Baureife (Bauleitplanung, Erschließung, ggf. auch Grunderwerb) als realistisch anzusehen. Anhand des durchschnittlichen Gewerbeflächenumsatzes der letzten zehn Jahre und des Gewerbeflächenangebots (mit rechtskräftigem B-Plan) lässt sich – als rein statistische Größe – die Reichweite des Flächenangebots für die einzelnen Kommunen in Jahren abschätzen.
Diese kann als Frühwarnindikator für sich abzeichnende Flächenengpässe dienen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass dieser rechnerische Wert aufgrund stark schwankender Flächenumsätze in den Kommunen über die einzelnen Jahre nur begrenzte Aussagekraft besitzt.
Für 14 der 21 Mitgliedskommunen liegt die rechnerische Reichweite der sofort oder später verfügbaren Flächen mit rechtskräftigem B-Plan unter dem kritischen Schwellenwert von fünf Jahren (Abb. 10). Im Berichtsjahr 2023 galt dies für 15 Kommunen. In sieben Kommunen könnten die Flächenreserven sehr zeitnah erschöpft sein – hier liegt der Wert unter einem Jahr.
Für die Mehrzahl der Kommunen besteht weiterhin die Notwendigkeit, kurzfristig vermarktungsreife Gewerbeflächen zu (re-)mobilisieren. Dies gilt insbesondere für die Kommunen Barsinghausen, Hemmingen, Laatzen, Langenhagen, Seelze, Wennigsen und Wunstorf.