Wie die Planungsgruppe Landespflege TNL GmbH den Schritt zum Ausbildungsbetrieb wagte – und gewann
Wenn kleine und mittelständische Unternehmen über Ausbildung nachdenken, steht oft ein großes Fragezeichen im Raum. Zu viel Bürokratie, kein Ausbilderschein, keine Zeit für Betreuung – und überhaupt: Finden wir überhaupt jemanden?
Auch bei der Planungsgruppe Landespflege TNL GmbH aus Hannover war die Unsicherheit groß. Und dennoch entschied man sich im Frühjahr 2024: Wir machen das jetzt! Heute, ein Jahr später, ist klar – es war die richtige Entscheidung. Und eine echte Erfolgsgeschichte.
Wachstum, Verantwortung und der Wunsch nach Entlastung

Die TNL steht seit ihrer Gründung 1994 für hochwertige Umwelt- und Infrastrukturplanung. Mit über 230 Mitarbeitenden an fünf Standorten (Hannover, Hungen, Buttenheim, Lich und Weiden i. d. Opf.) betreut sie Projekte im Bereich Windkraft, Solarfelder, Leitungsbau und Verkehrsinfrastruktur, immer mit Blick auf Arten- und Naturschutz. Besonders intensiv arbeiten viele Umweltplaner*innen im Frühjahr, wenn Tiere und Pflanzen beobachtet und kartiert werden – etwa Fledermäuse, Brutvögel oder Insekten.
Die Projekte werden größer, das Netzwerk deutschlandweit enger geknüpft, die Nachfrage steigt. 2021 übernahm Julia Krimkowski als Geschäftsführerin die Leitung der Planungsgruppe Landespflege in Hannover als Planungsgruppe Landespflege TNL GmbH (PGL TNL) – und mit dem Bezug des modernen Büros in der Südstadt Hannovers, inklusive Flex-Arbeitsplätzen über mehrere Etagen, war klar: Die TNL ist auf Wachstums- und Zukunftskurs.
Doch mit dem Wachstum kam auch eine Herausforderung: Das Backoffice stieß an seine Grenzen. Besonders Anika Kujack, Assistenz der Geschäftsführung, merkte, wie viel Arbeit auf ihren Schultern lag. Ihre Idee: Eine Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement. „Ich habe damals aktiv um Unterstützung gebeten“, erzählt sie. „Und dachte mir: Warum eigentlich nicht selbst ausbilden?“
Der Weg zum Ausbildungsbetrieb: Region Hannover als Schlüsselpartner
Die Idee war da – doch die Umsetzung? Gar nicht so einfach. Niemand im Unternehmen hatte einen Ausbilderschein, und als Erstausbildungsbetrieb war völlig unklar, welche Voraussetzungen erfüllt sein mussten.
Eine Google-Suche brachte den entscheidenden Kontakt zur Region Hannover und dem Projekt EXAM (Externes Ausbildungsmanagement). Am 28. Mai 2024 nahm die TNL Kontakt auf – und war überrascht, wie schnell und unkompliziert Hilfe von Berater Jürgen Hansen kam.
In einem Beratungstermin vor Ort wurden alle Voraussetzungen nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) durchgesprochen:
- Ist der Betrieb geeignet?
- Gibt es eine ausbildungsberechtigte Person?
Während Punkt 1 erfüllt war, fehlte Punkt 2: der Ausbilderschein. Doch auch dafür hat sich schnell eine Lösung gefunden. Anika Kujack meldete sich bei der IHK Hannover an – und hat im August 2024 den Ausbilderschein gemacht.
EXAM: Externe Hilfe, die den Unterschied macht
Ein Schlüssel zum Erfolg dieser Ausbildungsreise war das Projekt EXAM – Externes Ausbildungsmanagement der Beschäftigungsförderung der Region Hannover, in Kooperation mit pro regio e.V. Dieses Angebot richtet sich gezielt an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die bislang noch nicht oder nur wenig ausgebildet haben – und unterstützt sie umfassend und praxisnah.
Das Leistungsspektrum reicht von Informationen über Ausbildungsberufe, über konkrete Beratung zur Umsetzung, bis hin zu Unterstützung bei bürokratischen Hürden wie der Zulassung oder dem Ausbildungsvertrag. Auch während der Ausbildung stehen die Berater*innen bei fachlichen oder organisatorischen Fragen zur Seite.
Besonders hilfreich: EXAM richtet sich auch an neue Betriebe ohne Ausbildungserfahrung oder Betriebe, die nur Teilkompetenzen im dualen System haben. Das Ziel ist klar: Sicherung des Fachkräftebedarfs in der Region durch niederschwellige und konkrete Hilfe bei der Ausbildung. Für die PGL TNL war EXAM ein echter Türöffner – ohne dieses Projekt wäre der Weg zum Ausbildungsbetrieb deutlich steiniger gewesen.

Von der Stellenausschreibung zum Vorstellungsgespräch: Bewerberflut dank Kreativität
Mit dem Ausbilderschein in der Tasche ging es im November 2024 an die Ausschreibung der Ausbildungsstelle. Unterstützt von moderner Technik entstand eine KI-generierte Anzeige, inklusive authentischem Bild und einer Sprache, die speziell junge Menschen ansprechen sollte.
Der Erfolg? Überwältigend. 40 bis 50 Bewerbungen gingen ein – ein Zeichen, wie attraktiv ein junges, dynamisches Unternehmen mit ehrlichem Auftritt sein kann. Nach der Vorauswahl wurden vier Kandidat*innen zum Gespräch eingeladen. Anfang Dezember fiel die Entscheidung: Kader Satan, eine junge Frau mit Realschulabschluss aus Nordrhein-Westfalen, die gerade nach Niedersachsen gezogen war, überzeugte mit ihrer offenen Art, ihrer Motivation – und ihrem Wunsch, Verantwortung zu übernehmen.
Zufall? Nein – gezielte Vermittlung
Für Kader begann der Weg zur PGL TNL ganz klassisch – über die Suche nach einem Ausbildungsplatz auf dem Portal der Agentur für Arbeit Hannover. Sie hatte bereits ein Praktikum im Bereich Büromanagement absolviert und war nun bereit für den nächsten Schritt. Die entscheidende Wendung kam durch die Jobvermittler*innen der Agentur, die ihr den Hinweis auf die Stelle bei der PGL TNL gaben. Für Kader ein Glücksgriff – denn sie fühlte sich sofort angesprochen.
Was Kader sofort überzeugte, war der Tonfall und die Gestaltung der Anzeige. „Die war einfach anders – nicht so steif und formal wie viele andere. Das hat mich angesprochen“, erinnert sie sich. Dass die Anzeige mit Hilfe von KI erstellt wurde, merkte man nicht – im Gegenteil: Sie wirkte authentisch, zielgruppenorientiert und frisch.
Ausbildungsstart und Zukunftsperspektiven: Kader bringt frischen Wind
Am 1. Februar 2025 war es soweit: Kader Satan hat ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement begonnen. Zwei Tage pro Woche besucht sie die BBS Cora Berliner in Hannover. Und sie wächst schnell über sich hinaus: Sie unterstützt Anika Kujack im Backoffice, erstellt selbstständig Präsentationen, kümmert sich um Beschaffung, Rechnungen, führt das Berichtsheft – und wird bald an den anderen Standorten in Hungen, Buttenheim, Lich oder Weiden hospitieren.
Ein Highlight: Ihre selbst erarbeitete Unternehmenspräsentation, die sie allen neuen Mitarbeitenden beim Einstieg zukünftig vorstellt – ein echtes Win-Win-Projekt.
Ihr Ziel? Vielleicht ein berufsbegleitendes Studium nach der Ausbildung. „Sie ist wissbegierig, motiviert und bringt neue Impulse – genau das, was wir uns erhofft haben“, sagt Anika Kujack stolz.
Mehr als nur Ausbildung: Eine gelebte Unternehmenskultur
Was die Planungsgruppe Landespflege TNL GmbH besonders macht, ist nicht nur die Fachkompetenz – sondern auch der Teamgeist. Gemeinsame Aktionen wie das Stadtradeln Hannover, das Bird-Race (Vögel zählen) als Teambuilding-Wettkampf, Grillabende, Feste und Wanderungen machen den Arbeitsalltag lebendig und verbinden.
Fazit: Ausbildung als Chance – nicht als Belastung
Die PGL TNL zeigt, wie Fachkräftesicherung durch Eigeninitiative und starke Partner*innen wie die Region Hannover gelingen kann. Die Angst vor dem „ersten Mal“ als Ausbildungsbetrieb wurde durch offene Beratung, gezielte Unterstützung und kreative Lösungswege überwunden.
Heute ist das Unternehmen nicht nur fit für die Zukunft, sondern hat auch eine neue Rolle übernommen: als Vorbild für andere kleine und mittlere Betriebe, die den Schritt zur Ausbildung vielleicht noch nicht gewagt haben.
Die Planungsgruppe Landespflege TNL GmbH hat das nicht nur erkannt – sie lebt es. Und zeigt damit eindrucksvoll: Wer bereit ist zu lernen, kann auch ausbilden.
Kontakt
Jürgen Hansen
Region Hannover
Beschäftigungsförderung
Fachbereich Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung
