Nachfolge ist weiblich!

Interview Thomas Löhr, Wirtschaftsförderung Region Hannover

Zum 21. Juni, Aktionstag der bga

Am nationalen Aktionstag der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) zur Unternehmensnachfolge durch Frauen am 21. Juni bieten Akteur*innen unter dem Motto „Nachfolge ist weiblich!“ bundesweit Veranstaltungen an, um das Thema voranzubringen. Gründerinnen-Consult ist Regionalverantwortliche der bga – und verfolgt innerhalb der Gründungsförderung von hannoverimpuls einen ganzheitlichen und zielgruppenspezifischen Ansatz, um Frauen gezielt auf dem Weg in die berufliche Selbstständigkeit zu unterstützen. Bei Unternehmensnachfolgen kooperiert der Gründungsbereich von hannoverimpuls mit der Wirtschaftsförderung der Region Hannover. Ein Interview mit Thomas Löhr aus der Betriebsberatung der Region Hannover.

Thomas Löhr, wenn ein Familienunternehmen an die nächste Generation übergeben oder die Firma verkauft werden soll, ist das herausfordernd für alle Beteiligten. Wie dürfen wir uns die Kooperation von hannoverimpuls – beziehunsgweise bei der Nachfolge von Frauen von Gründerinnen-Consult – und der Region Hannover an dieser Stelle vorstellen?

Die Zusammenarbeit läuft super! Ich war selbst lange im Team von hannoverimpuls und kenne die meisten Player persönlich, sodass wir wirklich gut Hand in Hand arbeiten. Wir von der Region betreuen die Bestandsunternehmen, während sich hannoverimpuls – und bei Frauen Gründerinnen-Consult – um Gründung, fachkundige Stellungnahmen für Gründungszuschüsse und anderes kümmert. Das Thema Unternehmensnachfolge denken wir quasi aus Sicht des „Abgebenden“, deshalb liegt die Betreuung bei uns.

Wie ist denn das Verhältnis von Frauen und Männern in der Betriebsnachfolge?

Frauen haben ihren Platz in der Betriebsleitung gefunden, werden selbstbewusster und trauen sich das zunehmend zu. Es sind immer noch mehr Männer in der Nachfolge, aber ich habe beispielsweise in den vergangenen zwei Jahren rund 40 Beratungsfälle mit Frauen zu einer potenziellen Unternehmensnachfolge begleitet, 19 davon haben auch wirklich das Unternehmen übernommen. Diese Quote ist deutlich besser als die der Männer. Frauen haben sich in der Regel schon viele Gedanken gemacht, wenn sie zu uns in die Beratung kommen und sind gut vorbereitet. Insgesamt nutzen sie eher unser Beratungsangebot.

Ein Unternehmen als Nachfolgerin übernehmen oder lieber Neugründung eines Betriebs – was empfehlen Sie Frauen, die mit ihrer Geschäftsidee an den Markt wollen?

Für mich ist eine Unternehmensnachfolge ganz klar die bessere Gründung, wenn sich ein Unternehmen findet, das passt. Sie haben dann bereits Geschäftsräume, qualifizierte Mitarbeitende und ein eingeführtes Unternehmen. Deshalb empfehle ich unbedingt, den Markt zu sondieren und sich bei Gründungsinteresse auch mit dem Thema Nachfolge auseinanderzusetzen. Wir als Region betreiben beispielsweise mit Partner*innen das Portal rfolg.com, die Nachfolge-Datenbank der Regionen Hannover und Hildesheim, zudem gibt es auch bundesweite Unternehmensbörsen wie nexxt-change.org


Weitere Informationen zum Nationalen Aktionstag zur „Unternehmensnachfolge durch Frauen“ gibt es hier: https://www.existenzgruenderinnen.de/DE/Unternehmensnachfolge/NationalerAktionstag/nationaleraktionstag_node.htmlLGU


Die Ausgangslage am Markt ist für diejenigen, die übernehmen wollen, wirklich gut. Bestandsunternehmen sage ich an dieser Stelle gern: „Nur, wer verstanden hat, dass der Deal, der zustande kommt, die bestmögliche Alternative für diejenigen sein muss, die sich selbstständig machen wollen, der oder die schafft auch einen Deal.“ Wenn wir den Bedarf einer Gründerin kennen, schreiben wir potenzielle Unternehmen auch gern direkt an, ob sie Interesse an einer Nachfolgerin haben. Thematisch betreuen wir ein breites Spektrum an Übernahmen: von Onlinehandel über Personalentwicklung bis hin zu Handwerk und Logistik ist alles dabei.

Wie lange dauert aus Ihrer Erfahrung ein Übergabeprozess in der Unternehmensnachfolge?

Nach dem gegenseitigen Kennenlernen sollten Interessierte mit einer durchschnittlichen Übergabezeit von rund neun Monaten rechnen.

Welche Besonderheiten oder Spezifika gibt es möglicherweise für Frauen in der Unternehmensnachfolge?

Da sehe ich in meiner Beratung keine speziellen Herausforderungen oder andere Herangehensweisen mehr, weil es zum Glück auf der individuellen Ebene schon sehr selbstverständlich ist. Ich frage beispielsweise alle, die zu mir in die Beratung kommen, ob die jeweilige Lebenspartner*in das Gründungsvorhaben unterstützt und mittragen wird – das funktioniert bei Frauen genauso selbstverständlich wie bei Männern. Allerdings zeigen Studien etwa im Startup-Bereich deutlich, dass Frauen strukturell und systematisch benachteiligt werden bei Themen wie Kreditvergabe, Investorenvolumen und Bewertung. Hier haben wir im Bereich Unternehmensnachfolge noch Forschungsbedarf. Eine potenzielle Nachfolge sollte daher immer rechtzeitig und gut vorbereitet werden, damit alle Bedürfnisse optimal berücksichtigt werden können – und ein Lebenswerk so fortgeschrieben wird, dass alle Beteiligten sich damit wohlfühlen.

 

Kontakt

hannoverimpuls
Ute Rebel
Projektleiterin Gründung und Entrepreneurship Projekt Gründerinnen-Consult
hannoverimpuls GmbH

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