EXIST-Gründerstipendium für eco:fibr -  Ananasfasern als Rohstoff für umweltfreundliches Papier

Vom ehrenamtlichen Studienprojekt zum erfolgreichen Startup: Mit innovativem Zellstoff aus Abfällen der Ananaspflanze schafft eco:fibr eine echte Alternative zum Papierrohstoff Holz. Das Team erhält ein EXIST-Gründerstipendium von 133.500 Euro, um den Zellstoff aus Pflanzenresten in großem Maßstab zu extrahieren. Bereits im kommenden Jahr ist eine Musterfabrik auf einer Partnerplantage in Costa Rica geplant. 

Hannover, 16. März 2022.

Die Ananas ist nach der Banane die zweitbeliebteste Tropenfrucht der Welt. Jährlich werden rund 25 Millionen Tonnen geerntet, dabei fällt eine Menge Grünabfall an. Die dicken und stacheligen Ananasblätter sind schwer kompostierbar und werden bisher in der Regel arbeitsintensiv untergepflügt oder verbrannt. eco:fibr hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sie das Entsorgungsproblem der Ananasabfälle lösen und gleichzeitig Bäume vor der Abholzung bewahren, denn die Pflanzenreste sind ein idealer Rohstoff: Kostenlos, in großen Mengen verfügbar und durch die Verwertung werden gleich mehrere Umweltprobleme gelöst. „Im Vergleich zur konventionellen Papierproduktion ist die Zellulosegewinnung aus Ananasblättern deutlich umweltfreundlicher, weil sie mit geringerem Wasserverbrauch realisiert werden kann.

Außerdem wird das gewonnene Produkt nicht mit chlorhaltigen Substanzen gebleicht und ist somit vollständig biologisch abbaubar“, erläutert Merit Ulmer, Master of Science, die gemeinsam mit Michelle Spitzer und Julian Kolbeck sowie einem Team von Unterstützer*innen das Verfahren in den Laboren des Instituts für Technische Chemie der Leibniz Universität Hannover entwickelt hat. Der Zellstoff von eco:fibr kann als Alternative zu herkömmlichem Holzzellstoff eingesetzt und so als jedes erdenkliche Papier- und Kartonageprodukt verwendet werden.

Die ursprüngliche Idee kam den Studierenden 2018 bei einer Reise nach Costa Rica – ein ehrenamtliches Studienprojekt. Mittlerweile hat die interdisziplinäre Gruppe bereits im Labor Zellstoff aus Ananaspflanzenresten extrahiert. Mit dem EXIST-Gründerstipendium von 133.500 Euro aus dem Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), das durch den europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert wird, will eco:fibr jetzt mit einem Partner den finalen Proof of Concept mit einer Produktion im industriellen Maßstab von fünf Tonnen liefern.

Darüber hinaus wird eine Pilotanlage auf der Partnerplantage in Costa Rica gebaut, um dort ab 2023 erste Margen des Zellstoffs zu produzieren und Kund*innen für die Großproduktion zu gewinnen. Das Interesse aus der Papierindustrie ist bereits groß. Mit dem EXIST-Gründerstipendium deckt eco:fibr vor allem Personal- und Entwicklungskosten ab, zurzeit läuft die Gründung ihrer GmbH: „Mit der Förderung können wir uns endlich ohne Angst 100-prozentig der Weiterentwicklung von eco:fibr widmen“, berichtet Merit Ulmer.

eco:fibr ist auch eine Erfolgsgeschichte von starting business, dem gemeinsamen Gründungsservice von hannoverimpuls und der Leibniz Universität Hannover: „Das Team von eco:fibr hat sich die Förderung mit dem EXIST-Gründerstipendium sehr verdient. Bereits seit vielen Jahren arbeiten sie unermüdlich interdisziplinär an dem Projekt. Das Ergebnis ist ein echter Problemlöser", erklärt Janina Segatz, Gründungsberaterin von starting business bei der Leibniz Universität Hannover.

„Jeder fünfte Baum, der weltweit gefällt wird, landet in der Papierproduktion, da schafft eco:fibr mit seiner genialen Idee Abhilfe. Mit ihrem Motto ,Turning waste into purpose‘ liefern sie auch noch ein herausragendes Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften“, freut sich auch Tobias Quebe, Projektleiter von starting business bei hannoverimpuls, über die Förderzusage.

Ein Jahr lang hat eco:fibr dank der EXIST-Förderung jetzt Zeit, am innovativen Verfahren zu feilen und die Musterfabrik zu realisieren. Im vergangenen Jahr hatte eco:fibr beim Startup-Impuls Gründungswettbewerb von hannoverimpuls und der Sparkasse Hannover bereits den Sonderpreis „Hochschule & Wissenschaft“ abgeräumt.

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